Beinahe vorsichtig hielt sie jedes Stück in den Händen und betrachtete es voller Erinnerungen. Irgendwie schien ihr jedes Kleidungsstück Episoden aus ihrem Leben erzählen zu wollen. Schließlich griff sie zu ihrer bunten Lieblingsweste.
Die Strickjacke hatte ich schon damals, als mich Andreas zur Geburt von Svenja in die Klinik gefahren hatte. Mit ihr hatte mein neues Leben als Mutter begonnen.
„Ich bin eine richtige Rabenmutter“, schimpfte sie sich laut und legte die Jacke schnell in den Koffer. Sie verschloss sich weiteren sentimentalen Gedanken und beendete zügig ihr Vorhaben. Mit einer gewissen Zufriedenheit stand sie vor nun zwei gefüllten Koffern und einer großen Reisetasche. Wohin will ich eigentlich und was brauche ich dort überhaupt?
Die Mädchen. Ich muss sie mitnehmen.
Berit ging in die Zimmer ihrer Töchter, um sich von jeder ein Kleidungsstück zu holen. Eines von Svenjas unvermeidlichen Tüchern und Lillys rosa Jacke, die ihr schon längst zu klein geworden war und die sie nun wirklich nicht mehr tragen sollte. Berit wollte den Geruch ihrer Töchter bei sich haben, egal, wohin es sie trieb. Sie packte Tuch und Jacke in die Reisetasche und zog den Reißverschluss zu.
Dann griff sie nach den beiden Koffern und schleppte sie die Treppen hinunter. Nicht einmal das schwere Gepäck konnte sie mehr aufhalten und so ging sie ein letztes Mal nach oben, um auch ihre Reisetasche zu holen. Sie blickte ein letztes Mal in ihr Schlafzimmer, bevor sie die Tür schloss.
Wieder unten angekommen stellte sie ihr Gepäck ab, um ihre Handtasche mit Papieren, Kredit- und Kontokarten und der albernen Lesebrille ihrer Mutter zu befüllen.
Ich sehe schon aus wie sie damals.
Der Gedanke an ihre Mutter, die zeitlebens über eben diese Brille gezetert hatte, ließ sie schmunzeln. Dann steckte sie das kleine, silber gerahmte Familienporträt in die Tasche und nahm ihren Sommermantel und die Schlüssel von den Haken.
Während sie ihre Sachen in den Kofferraum hob, lauschte Berit in sich hinein.
Vielleicht war da ja doch eine innere Stimme, die sie von ihrem Entschluss abzubringen versuchte?
Doch in ihr war Stille.
Manuela sagte:
Los, weiter, schreib schon!
Ich weiß, Ungeduld ist keine schöne Tugend, aber ich bin so neugierig wo die Reise hingeht.
Hoffe dass du bald wieder Zeit und Ideen findest.